Frage zum Thema „Beziehung“

Wie kann man nach dem Neustart eine ausgeglichene Beziehung führen?

Frau Yvonne M. schreibt: „Lieber Herr Ittner, ich habe das mit dem Machtgleichgewicht bzw. Ungleichgewicht, wie Sie es auf Ihrer Website beschreiben, gut verstanden. Wie kann man es aber nach einem Neustart schaffen, eine ausgeglichene Beziehung zu führen.“

Wenn der Neustart der Beziehung geglückt ist…

Die Frage Yvonnes steht jetzt nicht im direkten Bezug zum Thema „Expartner-Zurück“. Ich kann sie hier natürlich auch nicht erschöpfend beantworten. Aber wenn Sie mit meinem E-Book erfolgreich waren, und Ihr Expartner hat sich Ihnen wieder zugewandt, dann ist es immens wichtig für Sie, dass Ihre Beziehung zukünftig einigermaßen ausgeglichen bleibt. Unter der Hauptüberschrift „Zukunft“ bin ich in einem Artikel dieser FAQ’s schon einmal auf diese zentrale Thematik eingegangen…
Das eigentliche Geheimnis langer, tiefer und leidenschaftlicher Liebe, liegt in der Fähigkeit des Paares, ihre Beziehung emotional ausgeglichen halten zu können, bzw. die Möglichkeiten zu haben, eingeschlichene Ungleichgewichte aus der Welt zu schaffen.
Dass Ihr Partner in der Vergangenheit ein stückweit seine Gefühle für Sie verlor, hat zum großen Teil etwas mit diesem Ungleichgewicht zu tun, das sich in eurer Beziehung ausgebreitet hat. Dieses Ungleichgewicht hat vor der Trennung extreme Ausmaße angenommen. Ihr Partner hat sich vielleicht sogar vorher oder hinterher mit einer Anderen oder einem Anderen eingelassen. Im Internet haben Sie nach Unterstützung und Hilfe gesucht und sind auf der Seite vom „Beziehungsdoktor“ gelandet. Mein E-Book und eine gehörige Portion Glück haben es geschafft, dass Ihr Expartner seine Gefühle für Sie wieder entdeckt hat. Nun seid ihr neu zusammen und Sie sind überglücklich. Aber Hand aufs Herz: In beschaulichen Momenten beschleicht Sie die Angst, wie lange es wohl diesmal halten wird. Dieses tolle Gefühl, das Sie jetzt so sehr genießen, hatten Sie ja schon einmal – und trotzdem ist es irgendwann zum Absturz gekommen… Jetzt sind Sie wieder ganz oben, aber Sie fragen sich, ob Sie vielleicht einmal wieder ganz unten sein werden; und diese Frage ist alles Andere als unberechtigt!

In der Regel starten diese Talfahrten exakt mit dem Zeitpunkt des Neustarts. Warum? Weil Sie immer noch die oder der Alte sind (im Negativen gesehen) und Ihr Partner natürlich auch. Die Trennung und die lange Zeit der Kontaktsperre haben dieses emotionale Ungleichgewicht – das eure Beziehung am Schluss prägte – eingeebnet. Diese verhängnisvolle Schiefstellung ließ Sie in Ihrer Beziehung immer mehr lieben und immer verzweifelter werden und Ihren Partner immer weiter zurückweichen…

Über die Schattenseiten von Beziehungsratgebern

Nun, da ihr wieder am Anfang steht, geht das Spiel von neuem los 🙁 ! Etwas Schuld daran habe auch ich bzw. meine Website und dieses E-Book, das Sie jetzt gerade lesen. Sie wollten ja Ihren Expartner unbedingt wieder zurück – kostete es was es wollte. Sie waren zu allem bereit, um sie oder ihn irgendwann wieder in die Arme zuschließen. Dabei habe ich Ihnen geholfen, mit meiner Erfahrung aus vielen Coachings und meinem Wissen über die menschliche Zweier-Beziehung und die romantische Liebe. Ich habe Sie ermuntert zur Schauspielerei und zu Inszenierungen, die manchmal sogar einen leicht perfiden Beigeschmack haben konnten. Das Ziel war darauf ausgerichtet, Sie in die Lage zu versetzen, Ihrem Expartner gegenüber in einem neuen Licht zu erscheinen. Dies hatte Sie wieder begehrenswert gemacht und attraktiv.
Aber die ganze Sache hat dennoch einen kleinen Schönheitsfehler: Der Glanz, indem Sie für Ihren Ex erstrahlten, ist nicht ganz echt gewesen, da ich Ihnen gesagt habe, wie Sie glänzen müssen 😉 .
Wenn Sie wieder mit Ihm eine Beziehung haben, verliert dieser Glanz allmählich seine Wirkung, weil Sie es wahrscheinlich nicht verhindern können, dass unter dem Goldgewand allmählich wieder das Aschenbuttel zum Vorschein kommt. Vielleicht nicht so krass, weil das Wissen, das Sie sich mittlerweile angeeignet haben, Ihnen hilft, nicht ganz so schnell wieder in Ihre alte Rolle zufallen. Aber trotzdem kann sich allmählich und unbemerkt die verhängnisvolle Polarisierung wieder in eure Beziehung einschleichen. Das kann leider auch dann geschehen, wenn Sie die Beziehungsdynamismen durchschauen, die im Hintergrund so unheilvoll die Fäden ziehen. Auch ich selber wäre gegen diese destruktiven Kräfte nicht gänzlich gefeit, weil man bei Anderen diese Abläufe immer sehr viel leichter erkennt als bei sich selber…
Aber das Wissen um diese Mechanismen könnte Ihnen helfen, sich leichter wieder aufzurichten, wenn es einen Rückschlag gegeben sollte und Ihre Beziehung wieder ins Schlingern geriete. Diese Rückschläge werden sich auch einstellen, ziemlich sicher sogar und es ist ganz, ganz wichtig, dass ihr beide die Fähigkeit erlangt, euch davon erholen zu können…
Es ist sowieso für niemanden möglich eine Beziehung ständig zu 100% ausgeglichen zuhalten. Im Idealfall sitzt die Beziehungsmacht nicht fest in einer der beiden Ecken, sondern pendelt hin und her: Mal ist der Eine eine gewisse zeitlang der Anhänglichere und der Andere ist der Distanzierte, und dann ist es für eine Weile wieder anders herum. Wenn Sie die Zeichen an der Wand richtig zu deuten wissen, können Sie das Ruder rechtzeitig herumreißen und gegensteuern.

Wenn Ihr Beziehungsschiff übersteuert, weil Sie zu drastisch eingreifen, müsste Ihr Partner die sich andeutende Schieflage erkennen und selber eine Kurskorrektur vornehmen, um die Beziehung wieder in besseres Fahrwasser zu bringen.

Das Beziehungsschiff würde, um bei dieser metaphorischen Darstellung zu bleiben, immer im leichten Zickzackkurs fahren, aber generell die Fahrtrichtung beibehalten und so Turbulenzen und Havarien verhindern.
Riesengroßes Selbstvertrauen, dass es langfristig klappt, werden Sie aber zum Beginn Ihres Neustarts kaum haben, da Sie sich im Vorfeld an Verhaltensstrategien orientierten, die ich vorgegeben habe. Oder anders ausgedrückt: Sie verhielten sich nicht authentisch, sondern waren in Ihrem Verhalten „fremdbestimmt“. Ihr emotionales Rüstzeug hat wahrscheinlich mit den von der Vernunft vorgegebenen Verhaltensweisen nicht Schritt gehalten. Sie wurden zwar nach außen hin ein Anderer, aber in ihrem Innersten sind Sie zum großen Teil noch der Alte geblieben. Das ist der Preis, der zu zahlen war, um einen schnellen Erfolg zu erreichen oder überhaupt einen!

Natürlich hat sich schon etwas verändert, weil Ihre „aufgesetzten“ Verhaltensweisen Erfolg hatten. Dieser Erfolg hat rückwirkend Ihr Selbstbewusstsein beflügelt und zu einem kleinen Teil vielleicht auch zu einer gewissen inneren Veränderung geführt. Aber das Eis auf dem Sie gehen, ist dennoch trügerisch, dünn und brüchig. Und genau das verspüren Sie jetzt, jetzt wo Sie mit Ihrer Ex oder ihrem Ex wieder zusammen sind. Als ehemals Subdominanter sind Sie ständig in Gefahr, wieder in Ihr altes Rollenklische zu verfallen. Es wird wahrscheinlich schwer werden für Sie – langfristig – auf gleiche Augenhöhe mit ihrem Partner zu bleiben. Wenn Sie sich in dieser Hinsicht als anfällig einschätzen, sollten Sie sich einen Psychotherapeuten in Ihrer Nähe suchen, um in dieser Richtung an sich zu arbeiten. Ein kurzer Ratgeber und einige Webseiten im Internet werden da nicht ausreichend sein…

Ich werde trotzdem im Folgenden den Versuch machen, Ihnen einige Hinweise zugeben, die Ihnen dabei helfen können, Ihr Beziehungsschiff auf Kurs zuhalten. Wie öfters schon angemerkt, ist der Subdominante in meinem Sprachgebrauch derjenige, der anhänglicher ist und etwas mehr liebt, und der Dominante der, der distanzierter ist und weniger Gefühle hat. Dies sind auf dem Beziehungsschiff die beiden Kapitäne, die das Gefährt einmal in diese Richtung lenken und dann wieder etwas in die andere. Wenn der Kurs eine Kompromisslösung darstellt, wird die Fahrtrichtung immer stimmen und ihr Beziehungsschiff gerät nicht leicht in Gefahr auf eine Sandbank aufzulaufen.

Geschlechterspezifisches Rollenverhalten in der Beziehung

Es ist eine Binsenweisheit, dass in einer Beziehung eher der Mann dazu neigt, in die Rolle des Dominanten und Überlegenen zu schlüpfen. Diesem Geschlechterklische liegt eine evolutionsbiologische Disposition zugrunde, die durch Erziehung und soziale Rollenerwartung verstärkt wird…
Man ist deshalb geneigt, „dem Mann“ die Rolle des Bösen in die Schuhe zu schieben und „der Frau“ die Rolle der Guten, die alles daran setzt, dass die Beziehung gelingt. Diese Ansicht ist jedoch einseitig, falsch und gefährlich. Gefährlich deshalb, weil sie den Blick verstellen kann auf eine aus der Balance geratene Beziehung, die die Männer so werden lässt wie sie sind, und die Frauen auch.
Wird einseitig auf die Männer „eingedroschen“, nimmt man den Frauen die Chance, sich mit ihrem eigenen Anteil an den Beziehungsschwierigkeiten auseinanderzusetzen, und sich der Tatsache zu stellen, dass sie an ihrer „kranken“ Beziehung zu 50% beteiligt sind.

Hinweise für den Subdominanten in der Beziehung

Wenn Sie bisher – liebe Leserin –, in Ihrer Beziehung der subdominante Part gewesen sind, und Ihr „Neustart-Partner“ der dominante bzw. der distanzierte, dann müsste Ihr Anteil am Gelingen eurer Beziehung der sein, dass Sie lernen sich etwas zurückzunehmen, um ihm potentiell Raum zur Distanzierung zu geben. In der jüngeren Vergangenheit (die Wochen vor der Trennung) war es bestimmt oft so gewesen, dass Sie mit Ihrem Partner gerne ein mehr an „Beziehung“ gehabt hätten, während er davon schnell abgesättigt war und seine Ruhe wollte. Die Vorwürfe mit denen Sie ihn überzogen haben, haben ihn schließlich zum emotionalen Rücktritt veranlasst. Diese Drucksituation, damals, hat er noch gut im Kopf und er wird unbewusst Ihr Verhalten analysieren, ob es nach dem Neustart wieder in diese Richtung tendiert. Sie müssen sehr, sehr vorsichtig sein, damit er sich in dieser Hinsicht nicht erneut bestätigt sieht…

Allerdings kann es auch gut möglich sein, dass eure Bedürfnisse, was Nähe und Distanz anbelangt, so unterschiedlich sind, dass kein akzeptabler Kompromiss gefunden werden kann. In so einem Fall sollte man sich überlegen, ob es für beide nicht besser wäre, die Beziehung zu beenden bzw. den Neustart abzubrechen. Machen Sie diesen drastischen Schritt aber erst, wenn Sie absolut sicher sind, dass ihr in dieser Hinsicht keinen gemeinsamen Nenner findet. Geben Sie sich nach einem Neustart monatelang Zeit, um das Potential Ihrer Beziehung in dieser Richtung auszuloten.

Versuchen Sie bitte allzu starke Nähebedürfnisse Ihrerseits etwas unter Kontrolle zu bringen. Wahrscheinlich war Ihr Partner früher so etwas wie der Lebensmittelpunkt für Sie. Diese „Spitzenstellung“ hat ihm sehr viel Sicherheit gegeben – aber ihn mit der Zeit auch emotional erkalten lassen.
Das beste Rezept gegen ungesunde Nähebedürfnisse ist der Erwerb einer gewissen Eigenständigkeit. Um nicht wieder in ihr altes Rollenverhalten zurückzufallen, müssten Sie in Ihrem Leben neue Betätigungsfelder finden, die Ihnen etwas geben, die Sie befriedigen, die aber mit ihrem Herzallerliebsten wenig zu tun hätten – weil sie Ihnen „gehören“. So könnten Sie sich aus ihrer Beziehung etwas freischwimmen und dadurch verhindern, dass Ihrem Partner schnell wieder alles zu eng werden könnte. Natürlich ist das alles andere als leicht! Sie müssten Geduld mit sich haben, da eine geraume Zeit vergehen kann, bis sie es guten Gewissens schaffen, etwas lockerer zu lassen…

Viele Probleme, die Sie mit Ihrem Neustart-Partner in der früheren Beziehung hatten, gehen vermutlich auf das Konto dieses verschobenen Gleichgewichtes. Man braucht etwas Übung und Selbsterkenntnis, um bei Schwierigkeiten in der Beziehung diese tieferen Hintergründe zu entdecken, denn die oberflächlichen Probleme sind meist so sehr ins Auge springend, dass man verführt ist, den ganzen Beziehungsärger nur daran festzumachen.
Bei verwandten oder befreundeten Paaren erkennt man als Außenstehender bzw. als nicht Betroffener sehr viel leichter diese Mechanismen. Als kleine Übung könnten Sie einmal versuchen, die Beziehungen in Ihrem näheren Umfeld unter die Lupe zu nehmen. Stellen Sie sich bitte einmal bei den Ihnen bekannten Paaren folgende Frage:

Wer ist der Dominante, der distanzierter ist und der weniger liebt und wer ist der anhängliche Subdominante.

Manchmal sind die Machtverhältnisse einer Beziehung schwer erkennbar; die Beziehung ist dann entweder ausgeglichen oder die Machtverhältnisse sind raffiniert getarnt. Können Sie bei Bekannten oder Freunden, ohne zu zögern, sofort den Dominanten bzw. Subdominanten benennen, sind die Machtverhältnisse dieser Beziehungen klar definiert. Mit dem Wissen das Sie jetzt haben, können Sie vorhersagen, wie die Befindlichkeiten und Verhaltensmuster in diesen Beziehungen sein werden. Wenn Sie wie ein Verhaltensforscher durch die Gegend laufen und die anderen Paare „ausspionieren“, lernen Sie unmittelbar vom Leben selber. Sie werden die Fehler erkennen, die Ihre Freunde machen und die dazu führen, dass sich diese Ungleichgewichte weiter verstärken. Dieses Anschauungsmaterial kann Ihnen helfen, eigene Fehler zu erkennen – um sie in Zukunft zu vermeiden. Dies ist viel, viel eindrücklicher, als sich auf dem Computerbildschirm Texte eines E-Books anzueignen 😉 !

Eines dürfen Sie natürlich niemals machen, sehr verehrte Leserinnen und Leser: Ungefragt Ihren Freunden Ihre neuesten Erkenntnisse über deren Beziehung auftischen. Dies könnte sehr leicht als Grenzüberschreitung und Einmischung aufgefasst werden und heftiges Stirnrunzeln auslösen…
Natürlich rutschen nicht immer nur Frauen in die subdominante Position. Auch Männern kann das passieren und dann sind deren Frauen oder Freundinnen diejenigen, die die Beziehung nicht mehr als prickelnd erleben…

Eine Eheberatung zum Neustart kann manchmal der Beziehung schaden

Machen Ehepaare eine Beziehungsberatung, kann es manchmal passieren, dass sich ihre Beziehung dadurch weiter verschlechtert. Eheberater sind sich oft leider nicht darüber im Klaren, wie ihre Anweisungen an das Paar einen ambivalenten Distanzierten in seiner Haltung bestärken können. Wenn einer der Beiden sich in der Beratung darüber beschwert, dass sein Partner zu kühl und zu distanziert ist, und er sich dadurch nicht geliebt fühlt, kann ein Berater oder Therapeut sehr geneigt sein, den Zweien mehr Nähe zu „verschreiben“, denn es ist offensichtlich, an was ihre Beziehung krankt. Der Nähesuchende wird darüber hoch erfreut sein, ist es doch genau das, was er sich so sehnlichst wünscht. Sein Partner wird das etwas anders sehen, denn er hat ja nicht dessen starke Gefühle, darum ist er ja auch zum Distanzierten geworden. Oft signalisieren diese Beratungen dem Skeptischen, dass mit ihm etwas nicht stimmt, dass er z. B. an einem Bindungsproblem leidet, das womöglich etwas mit seiner Kindheit zu tun hat usw.
Obwohl das natürlich sein könnte (was ein Berater aber nicht so ohne weiteres wissen kann), helfen tun solche „Erkenntnisse“ einem Paar nicht wirklich weiter; ganz im Gegenteil. Der Distanzierte fühlt sich durch derlei „Diagnosen“ gewöhnlich stigmatisiert und herabgesetzt; sie werden seinen Widerstand herausfordern – gegen den Berater oder Therapeuten und gegen seinen Partner…Eine Verbesserung der Beziehung wird so komplett verunmöglicht!

Ein Berater oder Therapeut müsste die Realität dieser Beziehung akzeptieren. Er müsste dem Distanzierten das Recht auf Distanz genauso zugestehen, wie dem Anderen seine Bedürfnisse nach Nähe und Intimität. Erst wenn der Distanzierte das Gefühl bekäme, dass seine Distanziertheit okay ist, wäre die Basis geschaffen, um seine Gefühle wieder aufleben zu lassen – was seine Distanziertheit sofort verschwinden ließe.
Leider führen Eheberatungen oft nicht in diese Richtung, und ein ambivalenter Distanzierter, der sich schon im Vorfeld durch seinen Partner sehr stark unter Druck gesetzt gefühlt hat, fühlt nun zusätzlich noch den Druck des Beraters, seine distanzierten Bestrebungen aufzugeben. Das Ende vom Lied: Der skeptische Dominante geht ein oder zweimal mit in die Beratung und wirft dann das Handtuch, weil ihm das alles nichts bringt. Und Recht hat er!

Ist es zu einer Neuauflage einer Beziehung gekommen, werden beide immer von ähnlichen Ängsten geplagt: Der ehemals Dominante wird die Besorgnis verspüren, dass er wieder seine Gefühle verlieren könnte und der Andere wird insgeheim seine Besorgnis teilen.
Machen die Beiden nun eine Paarberatung, so wie ich es an anderer Stelle ja angeregt habe, können diese Befürchtungen offen zutage treten und möglicherweise die alten Gräben wieder aufreißen. Wenn Sie der ehemals Subdominante sind, und wahrscheinlich sind Sie es, der diese Zeilen gerade liest, brechen Sie von sich aus eine Beratung ab, wenn der Berater in so ein ähnliches Horn stößt, wie ich es oben skizziert habe. Solche Beratungen können Ihren Neustart nicht absichern – im Gegenteil – sie werden ihn sabotieren…

Reden über die Beziehung

Auf der Seite „Reden ist Gold, diese Weisheit stimmt nicht immer“, gehe ich vertiefter auf die Thematik „Reden über Beziehungsprobleme“ ein. Diese Beziehungsgespräche sind eine ganz vertrackte Sache, weil sie, ähnlich wie eine ungeschickte Eheberatung, die Probleme in einer Beziehung vergrößern können, anstatt sie aus der Welt zu schaffen. Gespräche über ein zu wenig an Liebe, Nähe oder Intimität in einer Beziehung helfen nicht wirklich weiter, weil sie die Absicht verfolgen, einen Gefühlszustand bei einem der Partner verändern zu wollen. Gefühle sind aber als Spontanphänomene einer direkten Einflussnahme nicht zugänglich. Wird über derlei Unerfreuliches gesprochen, entsteht Druck, der einer möglichen positiven Veränderung den Weg verstellt. Hinzukommt, dass die meisten Paare keine guten kommunikativen Umgangsformen haben. Diese Beziehungsgespräche sind prädestiniert dafür in Stress und Streit auszuarten, weil meist Kommunikationsstrategien favorisiert werden, die offene oder versteckte Anklagen verwenden. Da man mit einem Darüber-Reden sowieso keine Gefühle verändern kann, sollte man auf so etwas lieber verzichten – da in der Regel nichts Gutes dabei herauskommt.
Sind beide dennoch der Meinung, sich solch heiklen Themen widmen zu müssen, dürfen sie das nur tun, wenn sie Übung darin haben die deeskalierenden Ich-Botschaften zu verwenden…
Diese diffizilen Gespräche könnte man mit der einleitenden Bemerkung beginnen, dass man über Unerfreuliches in der Beziehung dringend reden müsste, und dass es vielleicht dazu kommt, dass dieses Gespräch sich problematisch und stressig gestaltet. Wenn Sie im Vorfeld schon darauf verweisen, ist es viel, viel unwahrscheinlicher dass es später tatsächlich zum großen Knall kommt, weil Sie sich die Erlaubnis zum Streiten erteilen…

Wenn Sie mit einem Partner zusammen sind, der sich sehr, sehr schwer tut Gefühle auszudrücken, auch wenn sie da sind und er sie fühlt, ist eine Kommunikation ohne Schuldzuweisung die einzige Möglichkeit die Ihnen bleibt, ihn emotional zu „öffnen“. Wenn Sie anders mit ihm umgehen, wird er sich nur noch weiter verschließen. Im vorigen Kapitel habe ich die Grundzüge dazu angesprochen.

Den Partner verändern wollen, um die Beziehung zu verbessern

Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass es nicht möglich sein wird, auf direkte Art und Weise Einfluss auf seinen Partner zu nehmen, sodass er sich verändert. Kein Mensch kann seinen Partner seelisch umformen, ihn einer Gehirnwäsche unterziehen, so dass er am Ende ist, wie man ihn gerne hätte. Es zu versuchen, ist verführerisch, weil wir Menschen als einzige Lebewesen über einen „freien Willen“ verfügen, von dem man glaubt, dass er unser Verhalten steuert. Oft bzw. manchmal scheint das tatsächlich so zu sein; stillschweigend nehmen wir daher an, dass man Menschen formen und dauerhaft verändern könnte, wenn man lange genug eindrückliche Appelle an seine Vernunft sendet.
Solche Appelle sind allenfalls kurzfristig erfolgreich, wenn überhaupt! Langfristig bleiben sie wirkungslos. Im Gegenteil: Sie führen zu einer Verschlechterung der Beziehung. Flehendliche Anklagen, schwerwiegende Drohungen, verzweifeltes Betteln oder unauslöschliche Liebe werden auf Ihren Partner nicht die Wirkung haben, die Sie gerne hätten. Er oder sie wird nicht freundlicher, liebevoller, großzügiger, sexuell aufgeschlossener und, und, und werden…Nichts wird passieren dergleichen. Aber Sie werden trauriger sein als vorher, wütender, unzufriedener und frustrierter. Versuchen Sie nie Ihren Partner verändern zu wollen; Sie werden gehörig auf die Nase fallen dabei. Ich weiß, das hört sich entmutigend an, und das ist es auch!

Aber es gibt einen Lichtblick: Sie können die Einstellung Ihres Partners zu sich verändern
Dieses Kunststück kann man tatsächlich schaffen, liebe Leser! Natürlich nicht durch eine Abänderung seiner charakterologischen Persönlichkeitsstruktur, dies wäre etwas zu weit gegriffen. Aber Sie könnten die Einstellung Ihres Partners Ihnen gegenüber verändern, so dass er aufmerksamer zu Ihnen wäre z. B. oder liebevoller, dass er mehr Sex mit Ihnen hätte oder immer den Hausmüll vor die Türe stellt usw…All das könnten Sie tatsächlich erreichen, aber leider nur über einen Umweg: Sie müssten sich vorher selber verändern. Bevor er anders zu Ihnen sein kann, müssten Sie anders zu ihm sein. Eine Beziehung zu haben, bedeutet Bezug aufeinander zu nehmen; bedeutet unbewusst sich gegenseitig zu beeinflussen; bedeutet im Zweierpack anders zu sein, als zweimal als Einzelwesen. Wenn Sie sich verändern, ändern Sie zwangsweise seine Einstellung zu Ihrer Person, weil eure Beziehung euch in Bezug zueinander setzt und euch nicht unabhängig voneinander reagieren lässt. Das Schlechte von der guten Nachricht ist die Tatsache, dass Menschen sich immer mit dem Verändern so schwer tun, weil eine große Willensanstrengung dazu nötig ist; jedenfalls anfänglich. Nur wenn wir etwas wirklich wollen, werden wir die Konsequenz aufbringen, hart an uns zu arbeiten, um den einmal eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen…

Die Mühsal der Willensanstrengung wird mit der Zeit kleiner, weil – wenn alles klappt – eine positive Rückkopplung durch den Partner erfolgt. Dieses Feedback kann das System völlig verändern, weil plötzlich Gefühle entstehen. Gefühle wie Stolz, weil man so hart an seiner Beziehung arbeitet; Genugtuung z. B., wenn der Andere plötzlich, ohne Druck, eigenes Fehlverhalten einräumt; Liebe und Leidenschaft z. B., die wieder aufflackern, weil der Andere, durch unser Anders-Sein, plötzlich selber so anders ist.
Wenn solche Emotionen in Ihnen auftauchen, sehr verehrte Leser, wirken sie als Antreiber – von innen heraus. Sie werden Sie beflügeln weiter an sich zu arbeiten. Es wird Ihnen immer weniger Mühe bereiten, manchmal z. B. diszipliniert zu sein und zurückhaltend, weil Sie wissen, was für eine Belohnung dadurch auf Sie wartet…Wenn Sie auf diese Weise bekommen was Sie sich ersehnen, werden Sie auch frohen Herzens zurückgeben, was Ihr Partner sich von Ihnen wünscht.

Beispiel zur „Belebung“ einer Langzeit-Beziehung

Um das Geschriebene verständlicher erscheinen zu lassen, gebe ich Ihnen ein kleines praktisches Beispiel aus dem Beratungsalltag: Ein Mann sucht Rat, weil er mit seiner Beziehung hadert und unzufrieden ist:
Die Eheleute, Anfang vierzig, fast zwanzig Jahre zusammen, gelten nach außen hin als Musterpaar. Auch nach innen sieht es nicht soo schlecht aus: Keine Fremdbeziehungen, gutes kameradschaftliches Miteinander; die drei Kinder sind topp; bringen gute Noten nach Hause bzw. die Große ist schon weg und studiert an der FH. Aber dem Mann mangelt es an Liebe, Nähe, Zärtlichkeit und Zuwendung. Paartherapie geht nicht, weil die Ehefrau nicht will (auch das gibt es! Smilie). Sie ist mit ihrer Beziehung nicht unzufrieden und das ihm etwas fehlt, kommentiert sie so: „Na ja, jede Beziehung wird mit der Zeit anders; keine bleibt, wie sie mal war“. Ja, auch das stimmt natürlich! Und der Mann ist einsichtig und sagt ungefragt, dass sein stressiger Job, all die Jahre, sicher an der ganzen Misere seinen Anteil hatte. Aber, egal wo seine eigenen Fehler lagen, er sieht große Gefahren, weil er „noch nicht siebzig ist“ und nicht wie ein Mönch leben möchte. Er liebt sie, nicht mehr so wie zu Anfang, aber es ist noch etwas da, und attraktiv findet er sie auch. Er möchte unbedingt nach Wegen suchen, seine Beziehung zu verbessern. Er sagt, er scheue keine Kosten und Mühen; die Sache ist es ihm Wert…Einfach ist so ein Unterfangen natürlich nicht! Aber das wissen Sie sicher selber, sehr verehrte Leserinnen und Leser!

Unser frustrierter Ehemann müsste, um Erfolg zu haben, parallel, auf zwei mentalen Ebenen tätig werden. Er müsste einmal seiner Frau ein besseres Bild von sich selber geben, er müsste sich verändern, um ihr zu zeigen, dass er der Mann ist, mit dem sie ein schöne Beziehung haben kann und nicht nur eine kameradschaftliche Zweckgemeinschaft. Die Parallelebene müsste so angegangen werden, dass er ihr vermittelt, nicht mit Worten, sondern mit Taten, dass sie ihn auch leicht verlieren könnte, eben weil er dabei ist sich so zu verändern…

In der Praxis sähe das z. B. so aus: Unser veränderungswilliger Ehemann nimmt sich Zeit und Muse mit seiner Frau hin und wieder kleinere Unternehmungen zu machen, von der er weiß, dass sie ihren Spaß daran hat. An einem heißen Sommertag wäre etwa ein Badenachmittag an einem idyllischen Freizeitsee angesagt, mit Eiskaffe und einer kleinen Bootsfahrt. Abendessen gäbe es im Restaurant „Zum Seeblick“ und im Anschluss könnte man noch in eine Bar gehen oder ins Kino…Ein schöner ausgefüllter Nachmittag, dem ein netter Abend folgen würde…Vier Tage später hat der Ehemann einen Herrenabend (seiner Ehefrau hatte er aber schon im Vorfeld die Info zukommen lassen, dass er gedenkt, in Zukunft sich einer Herrenrunde anzuschließen, um seinem Leben, neben Arbeit und Familie, neue Impulse zu geben). An diesem besagten Tag kommt er gut gelaunt erst um halb eins nach Hause, obwohl er am nächsten Morgen früh aus den Federn muss…Wenn der Ehemann seine Strategie konsequent beibehält, wird er für viel frischen Wind in seiner Beziehung sorgen. Da er keinen direkten Druck auf seine Frau ausübt, wird es ihr unmöglich sein, wenn sie noch irgendetwas für ihn fühlt, nicht mit einer Veränderung ihrerseits darauf zu reagieren….

Wenn man in einer Beziehung sehr wütend aufeinander ist…

Ihr Beziehungsschiff, um nochmals diese bildhafte Darstellung aufzugreifen, kreuzt aber nicht nur in ruhigen Gewässern. Auch wenn sein Kurs stimmt, kommt es hin und wieder vor, dass sich über ihn ein kräftiges Unwetter zusammenbraut und die aufgewühlte See die kleine Barkasse zu verschlingen droht. Ist die Wetterfront abgezogen und das Meer wieder glatt wie ein Spiegel, ist die Zweiercrew auf der Brücke glücklich und erleichtert; ihre Beziehung hat sich vertieft, da die Beinahekatastrophe sie näher zueinander gebracht hat…
Sind Beziehungen von Harmoniesucht geprägt, geraten deren Schiffe niemals in stürmische See. Die Crew auf der Brücke hat Angst und Panik, weil sie glaubt, ihre Beziehungskiste könnte schon bei kleinsten Belastungen auseinander brechen. Ängstlich vermeiden Kapitän und erster Offizier alle Fahrtrouten, die sie in unbekannte Gewässer führen. Ihre See ist daher immer von einer freundlichen Bläue; niemals ist sie bleiern, grau und aufgewühlt. Diese Beziehungsdampfer ziehen ruhig und sicher ihre Bahnen, doch die Crew verspürt manchmal eine eigentümliche Lethargie, die bedrückend auf den Seelen lastet…

Ratgeber, wie dieses E-Book, richten sich immer an die Vernunft eines Ratsuchenden. Es werden Tricks und Tipps vermittelt, wie man sich in bestimmten Situation am besten verhalten sollte. Diese Ratgeber-Diplomatie ist auf ein definiertes Ziel gerichtet. Verhaltensweisen die dieser Zielvorstellung dienen, sollen zunehmen, jene die abträglich erscheinen sollen möglichst ersatzlos gestrichen werden. Soweit so gut! Menschliches Verhalten ist aber nicht nur starr auf Ziele ausgerichtet, sondern ist auch dazu da, Gefühle auszudrücken. Wir Menschen wollen uns manchmal auch spüren und ehrlich und authentisch sein – und dann pfeifen viele auf die Diplomatie – und Recht haben sie. Können oder dürfen wir nie unsere wahren Gefühle zeigen, werden wir mit der Zeit depressiv oder auf andere Weise seelisch leidend…
Macht uns unser Partner z. B. maßlos wütend, sodass wir unmittelbar vor dem Platzen stehen, wäre es das Unglücklichste jetzt auf ausgefeilte Kommunikationsstrategien zurückzugreifen, um politisch korrekte Statements abzugeben. Reagieren wir immer so, werden wir mit der Zeit krank, weil wir kein Ventil haben, um Dampf abzulassen. Außerdem würden unsere Beziehungen an Langeweile ersticken, weil ihnen Drama und Aufregung völlig fehlen…
Heftiges Streiten mit Worten, nicht mit Taten, ist manchmal angebracht. Es reinigt die Luft wie ein Gewitter und hinterher kann man sich herrlich befreit fühlen und wieder aufeinander zugehen. Es ist wichtig, dass Sie realisieren, dass heftige negative Gefühle – hin und wieder – in einer Beziehung ganz normal sind. Wenn Sie das Auftreten solch widriger Situationen als normal akzeptieren, werden Sie es viel leichter schaffen, sich davon zu erholen. Sind die Gewitter verzogen und haben sich die Gemüter beruhigt, können Sie mit deeskalierenden Techniken und Ich-Botschaften daran gehen, die unerfreuliche Situation auszudiskutieren.

Hinweise für den Dominanten in der Beziehung

Wenn Sie Ihren jetzigen Neustart-Partner früher einmal verlassen haben, weil Sie keine Gefühle mehr für ihn hatten, dann waren Sie das, was ich den Dominanten nenne. Als Dominanter hat man es in einer Beziehung leicht und schwer zugleich: Leicht, weil man mit einem Partner zusammen ist, von dem man weiß, dass eine scheinbar unverbrüchliche Liebe ihn beseelt. Schwer, weil diese Liebe der eigenen gehörig den Schwung nehmen kann. Deshalb grübeln Dominante ständig über ihre Beziehung nach; sie können sich einfach schwerlich mit der Tatsache abfinden, dass ihre Empfindungen nicht so stark sind wie die ihrer Partner.

Sicher werden Sie immer wieder einmal mit dem Gedanken gespielt haben, Ihre Beziehung zu verlassen, aber Gewohnheit und die Ungewissheit was kommt, haben Sie zurückgehalten. Wenn Kinder da sind und vielleicht ein gemeinsamer Besitz, überlegt man es sich hundert Mal, ob so ein schwerwiegender Schritt der Richtige ist. Leichtfertig all das riskieren – das wollten Sie nicht. So haben Sie vielleicht in Ihrer Beziehung viele Jahre ausgeharrt; Sie waren nicht extrem unglücklich; glücklich aber auch nicht. Sie haben Ihre Beziehung schleifen lassen, an allen Ecken und Enden, weil Sie nicht genug Liebe für Ihren Partner empfunden haben. Ihre Partnerin oder Ihr Partner konnte mit dieser unglücklichen Situation gar nicht umgehen. Was hat sie oder er nicht alles versucht, um Sie zu begeistern und aufzuwecken. Nichts hat gefruchtet. Im Gegenteil: Sie fühlten sich durch das Engagement Ihres Partners, eure Beziehung zu verbessern, stark unter Druck gesetzt. Je mehr er der Beziehung Leben einhauchen wollte, umso mehr verfestigte sich bei Ihnen die Überzeugung, dass das alles nichts mehr bringt….Irgendwann ging es wirklich nicht mehr und Sie haben das Handtuch geworfen; vielleicht hatte auch eine Andere oder ein Anderer eine Rolle gespielt…

Oder Ihr Partner hatte Ihnen den ganzen Krempel vor die Füße geworfen. Er hatte die Reißleine gezogen, weil er eine Beziehung beenden musste, die ihn emotional auszehrte und jeglicher Substanz beraubte.

Aber dann, nach Wochen und Monaten, ist Erstaunliches mit Ihnen passiert: Ihr neuer Partner hat sich nicht als das herausgestellt, was Sie sich erhofften oder das Singledasein ist Ihnen gar nicht gut bekommen. Ihr alter Partner, der sich in der Zwischenzeit seelisch gefangen hatte, erschien Ihnen mit einem Male in einem anderen Licht. Plötzlich konnten Sie es sich vorstellen, mit ihm wieder zusammen zu sein. Die ein, zwei Dates, die Sie mit ihm hatten, waren richtig gut. Sie erlebten ihn so anders als früher; früher, wo er oft so niedergeschlagen wirkte und traurig. Obwohl er damals unbedingt weiter machen wollte, als Sie ihn verließen, schien nichts bei den Dates darauf hinzudeuten, dass er jetzt noch ähnlich dachte. Ihnen dämmerte, dass das mit der Trennung ein großer Fehler gewesen war. Die Angst ihn jetzt endgültig verloren zu haben, ergriff wie ein Gespenst Besitz von Ihnen. Tiefe, ehrliche Liebe machte sich breit in Ihnen. Wahrscheinlich haben Sie sich gefragt, wo um alles in der Welt sich diese Gefühle die ganze Zeit versteckt hatten…
Dann haben Sie angefangen um ihn zu kämpfen, weil Ihnen klar wurde, dass ein Leben ohne ihn unvorstellbar für Sie ist. Ihr Ex war maßlos erstaunt, was urplötzlich für starke Gefühle in Ihnen sind. Nie hätte er das für möglich gehalten. Nicht bei Ihnen – der oft so nüchtern tat und auf Distanz ging, wenn ihm oder ihr nach Nähe war – und der jetzt so völlig anders ist und unbedingt will, dass er zurückkommt…

Nach dem Neustart einer Beziehung können die alten Muster wieder auftreten

Wenn Ihr Partner Ja sagt, weil ein Neustart der Beziehung auch in seinem Sinne ist, besteht hochgradig die Gefahr, dass Sie ganz allmählich wieder Ihre alte Rolle einnehmen; dass Sie wieder zum Beziehungsdominanten werden und Ihre Gefühle abermals auf Abwege geraten. Sicher werden Sie das ähnlich sehen. Sie haben ja am eigenen Leib verspürt, wie die Gefühle aufleben können, wenn man die Kontrolle verliert; anders herum kann’s genauso schnell gehen. Sicher können Sie sich an meinen Rat oben erinnern, in dem ich den Subdominanten eindrücklich vor anklammernden und kontrollierenden Verhaltensweisen gewarnt habe…
Jetzt möchte ich Sie ermuntern gegenüber Ihrem Partner Verhaltensweisen anzunehmen, jedenfalls zeitweise, die nicht geeignet sind, einen dominanten Status zu unterstreichen. Ganz im Gegenteil: Ich möchte, dass Sie sich ihm gegenüber etwas kleiner machen. Dies würde einer Verschiebung der Beziehungsmacht in Ihre Richtung wirkungsvoll vorbeugen, damit sie oder er in seinem Beziehungsstatus nicht wieder absackt. Dies sollte Ihre Art von Beziehungsengagement sein, um die neu startende Beziehung nicht von vorneherein wieder mit einem schiefen Gleichgewicht zu belasten. Natürlich soll das nicht bedeuten, dass Sie ihr Scheffel nicht ins rechte Licht rücken dürfen, sondern nur, dass Sie Nähe zulassen sollen und Gefühle ausdrücken.
(Achtung: Manchmal ist beim Neustart einer Beziehung der ehemals Subdominante der Dominante, dann sind die Rollen komplett vertauscht; dann wäre die folgende Strategie nicht so günstig. Oft ist eine Beziehung, die neu startet, ausgeglichen, aber ganz allmählich schleichen sich die alten Verhaltensmuster wieder ein. Für diese Fälle sind die Anweisungen unten gedacht; für den ehemals Dominanten, der nach dem Neustart wieder im Begriff ist, in diese Rolle zuschlüpfen.)

Mit Worten kann man in einer Beziehung Nähe herstellen

Ich habe ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es m. E. in Beziehungen kein Nachteil ist, wenn die Partner auch kleinere Geheimnisse voreinander haben. Das hält immer etwas die Spannung aufrecht. Geheimnisse sind für eine Beziehung auch so etwas wie das Salz in der Suppe. Das Wesen eines Geheimnisses ist Nichtwissen. Nichtwissen kann Unsicherheit und Ohnmacht bedeuten, Gefühlschaos und Aufregung. Diese Emotionen können als „Sekundärgefühle“ die Liebe sehr verstärken. Natürlich will keiner in seiner Beziehung Chaos und Ohnmacht. Aber leider wirkt eine völlige Durchsichtigkeit, was die Gefühle anbelangt, manchmal auch langweilig und ist mit einer der Gründe, warum manche in eine subdominante Position rutschen.
Als ehemals Dominanter wird Ihnen noch gut in Erinnerung sein, wie eine bleierne Sprachlosigkeit damals Ihre Beziehung belastet hat. Dominante sind extrem lustlos, wenn es um Gespräche geht; sie verspüren keine große Neigung, mit ihren „ausgehungerten“ Partnern zu kommunizieren. Nichtsprechen wird in einer Beziehung auch sehr oft als Waffe eingesetzt. Schweigen vergrößert als aggressive Strategie daher ein bestehendes Machtungleichgewicht.

. Dominante bzw. potentiell Dominante könnten sich dies zunutze machen und den Spieß umdrehen: Sie könnten durch gute Kommunikation und ausgedehnte Gespräche ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen und dadurch im Handumdrehen jene Nähe herstellen, die es braucht, um eine Beziehung ausbalanciert halten zu können.

Ganz besondere Liebes- und Vertrauensbeweise sind die Mitteilung tief verwurzelter Ängste und Geheimnisse, über die man normalerweise nie ein Sterbenswörtchen verliert. Wenn Sie sich zu solch intimen „Geständnissen“ durchringen, wäre sich Ihr Partner seiner großen Bedeutung für Sie sicher. Versuchen Sie bitte sich manchmal zu öffnen und die Deckung zu verlassen. Sprechen Sie ihre Schattenseiten an, und machen Sie sich dadurch verletzlich. Das sollte Ihr Beitrag sein, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Natürlich birgt so ein Outing Risiken, aber wenn Sie früher immer der unnahbar-selbstsichere Partner waren, und dadurch der Dominante in Ihrer Beziehung, ist es jetzt höchste Zeit, diese Schiene etwas zu verlassen. Durch das Eingestehen eigener Schwächen und Lebensängste, geben Sie ihrem potentiell subdominanten Partner die Chance, die gleiche Augenhöhe einzunehmen…

Wenn Sie das nicht zustande bringen, weil Sie für sich den Anspruch erheben, über Ängste und Schwächen erhaben sein zu müssen, wird es Ihnen niemals gelingen, eine ausgeglichene Beziehung zu führen. Sie werden unbewusst wieder nach der Beziehungsmacht streben und abermals Ihre Gefühle verlieren. Lassen Sie es nicht soweit kommen!

Mit Zuneigung kann man seine Beziehung verbessern

Potentiell Dominante haben noch ein wirkungsvolles Instrument, um Ihre Beziehung ausgeglichen halten zu können: das Zauberwort heißt Zuneigung. Wenn Sie es sich angewöhnen, sehr verehrte Leserinnen und Leser, Ihrem Partner Zuneigung zu zeigen, signalisieren sie ihm damit Liebe und Sicherheit. Als ehemaliger Subdominanter ist er darauf sehr, sehr angewiesen. Nur durch liebevolle Gesten und Worte Ihrerseits kann er nämlich in seiner Beziehung an Selbstbewusstsein gewinnen. Erst dieses Selbstbewusstsein macht es ihm möglich, Ihnen jenen Raum zur Distanzierung einzuräumen, der bestimmt noch immer wichtig für Sie ist – ohne dabei in Panik zu verfallen und anklammernd zu reagieren.
Als ein ungeübter Dominanter haben Sie sicherlich Probleme, diese „Strategie“ langfristig durchzuhalten. Am Anfang, in der Werbephase, war das wahrscheinlich nicht so. Aber nachdem Sie ihren alten Partner wieder erobert haben und in einer festen Beziehung mit ihm sind, kann es sehr gut möglich sein, dass die Worte nicht mehr so sprudeln wollen…
Damit der Schlendrian nicht wieder Besitz von Ihnen ergreift, sollten Sie ganz pragmatisch eine Auflistung von Punkten machen, wie Sie ihrem Partner gegenüber Zuneigung zeigen können. Auch wenn die Abarbeitung solcher Listen ziemlich unromantisch auf Sie wirkt, wird das Ganze dennoch seinen Zweck erfüllen. Auch Ihnen selber wird diese Übung etwas bringen, ist doch das Aussprechen von Liebesbekundungen nicht bloßer Selbstzweck. Sind Ihnen diese Floskeln erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen und denken Sie sich nichts mehr dabei, werden sie sich mit Ihren Gefühlen verknüpfen und allmählich ehrlich und authentisch sein…